Obere Isar und Karwendel

Das Naturschutzgebiet "Karwendel mit Isar" ist Teil des Europäischen Schutznetzwerkes NATURA 2000 - deshalb gelten hier besondere europäische Richtlinien (FFH, Vogelschutzrichtlinie = SPA).

 

Ziel im Schutzgebiet ist die einzigartige Wildflusslandschaft mit den notwendigen Prozessen im Karwendelgebirge für die kommenden Generationen zu erhalten und zu entwickeln.

 

Warum die Natur schützen?

Das  Schutzgebiet „Karwendel mit Isar“ ist reich an Tier- und Pflanzenarten. Es ist Rückzugsraum, weil viele Lebensräume nur noch hier existieren können und so seltenen Arten die letzte Heimat bieten. Es ist wichtig für die Fortpflanzung von Arten, weil es verglichen mit der „normalen“ bayerischen Landschaft wenig gestört und extensiv bewirtschaftet wird. Die extensive Bewirtschaftung erhält Teile des Gebietes artenreich. Die Sicherung vor dem Druck auf die Fläche – durch Siedlungen, Erschließung, Freizeitnutzung etc. – in Bayern ist nur durch Schutzgebiete möglich. 

 

 links Isar mit Zugspitze im Hintergrund, oben Blick aufs Isartal bei Krün mit Karwendelgebirge, unten Riedboden mit Wetterstein  im Hintergrund (Fotos: Schödl)

 

Obere Isar  – wo der Wildfluss im Gebirge entspringt

 

Flüsse wurden in Europa in den letzten 200 Jahren extrem verändert. Energienutzung, Besiedelung und Landbewirtschaftung bis ans Ufer haben Fließrinnen kanalisiert. Auch die Umlagerungsstrecken und Auwälder sind nahezu verschwunden. Letzte Wildflussreste sind heute rar. Wenn nun solch ein Wildflussrest in einer waldgeprägten Gebirgslandschaft liegt, wirkt das nicht nur malerisch, sondern birgt einen besonderen Reichtum.

 

So funktioniert ein Wildfluss!

 

Gesteinsmaterial von den Gipfeln gelangt zu Tal und formt durch Wasser getrieben Gewässer und Ufer. Genau hier liegt das Problem der Isar: Urtümliche Prozesse treffen auf Kulturlandschaft und deren Infrastruktur. Hochwasser gefährden die Ortschaften. Wenn nah an Flüsse gebaut wird bleiben vom Grundwasser volllaufende Keller nicht aus. Auch vor Überflutung gibt es keinen absoluten Schutz. Kennzeichnend für den Wildflusslebensraum sind weite und unterschiedlich bewachsene Kiesflächen. Die Umlagerung bei Hochwasser formt sie ständig neu. Angrenzende Flächen werden seltener mit Kies überschüttet und dienen zur Wiederbesiedelung. Über einen langen Zeitraum ist es dieser Kreislauf von „Entstehen“ und „Vergehen“, der eine Fülle von Tier- und Pflanzenarten erhält. 

 

Bis 1990 wurde die Obere Isar komplett zur Energieerzeugung abgeleitet. Kies der bei Schneeschmelze oder Gewitter über die Wehranlagen gespült wurde, wurde entnommen. Trotzdem blieben Wildflussarten aus der Zeit vor der Energienutzung, die anderswo in Deutschland längst ausgestorben sind, in diesem „Trockenfluss“ erhalten. Seit 1990 versucht man wieder einen „echten“ Fluss zu entwickeln. Ein Rest von ca. 20% der ankommenden Wassermenge durchströmt seitdem das Flussbett. Dadurch gibt es Gewinner: z.B. Fische, Gehölze, Vogelarten. Die Arten des Trockenlebensraumes sind Verlierer dieser Entwicklung: Gefleckte Schnarrschrecke, Kiesbankgrashüpfer, Deutsche Tamariske und Co.

Kiesbankwolfsspinne in ihrer Wohnhöhle......                    Wie der Rißbach hat die Isar zwischen 1923 und 1990 ausgesehen.....      Deutsche Tamariske 

(Fotos: Schödl)

Faltblatt zum Kiesbrüterschutz in der Region  (Kurzvideo)

Ein Ergebnis des INTERREG-Projektes AB 179 "Leben am Wildfluss" 

in Zusammenarbeit mit den Tiroler Partnern vom Naturpark Karwendel.